Kirche 2

Die evangelisch lutherische St. Gabriel – Kirche in Darrigsdorf

 

Darrigsdorf liegt nur wenige Kilometer von einem „Dreiländereck“ entfernt, wo im Mittelalter drei germanische Gaue (Wittingen, Gretingau und Bardengau) und nach 800 n. Chr. drei Bistümer (Halberstadt, Hildesheim und Verden) auf einander stießen. Die Kirche in Darrigsdorf ist die nördlichste des Bistums Halberstadt.

Die Kirche wurde am Ende des 14. Jahrhunderts als rechteckiger gotischer Feldsteinbau mit polygonem Ostabschluß ausgeführt. Die aus Backsteinen aufgemauerten Stützpfeiler wurden nachträglich angefügt. Der südliche Eingang der Kirche wird nicht mehr benutzt.

Das ursprünglich außen angebrachte Läutwerk ist seit 1782 in einem Fachwerkturm an der Westseite der Kirche untergebracht. Der Glöckner betätigte das Läutwerk im Handbetrieb von einer kleinen Stiege aus die auch als Aufgang zur Empore diente. 1959 wurde der Turm von Grund auf erneuert und durch einen Feldsteinunterbau erweitert. Seitdem ist die Empore über eine Treppe im Nordteil des Turmes erreichbar. Im Südteil des Turmes entstand eine kleine Sakristei von der aus das Läutwerk -nun elektrisch angetrieben- gesteuert werden kann.

1996 wurde der gesamte Fachwerkoberbau des Turmes mit Naturschieferschindeln verkleidet und das Turmdach neu eingedeckt. 2002 wurden die Stützpfeiler der Kirche von Grund auf erneuert, der Dachstuhl wurde verstärkt und das Kirchenschiff mit neuen Dachsteinen eingedeckt.

 Der Chor ist mit einem gotischen Rippengewölbe ausgestattet, das Schiff mit einer flachen Holzdecke. Der barocke Altar der Kirche mit paarig gestellten gewundenen Säulen wurde 1725 aufgestellt, die Kanzel bereits 1629 und die Empore 1710. Bei Renovierungsarbeiten wurde 1968 der Fußboden und die Bestuhlung erneuert sowie der Altar, die Kanzel und die Empore vollständig restauriert. In den Altar wurden 1992 eine Abendmahlsdarstellung und ein Strahlenkranz integriert. Beides sind Schnitzwerke des Bildhauers Manfred Gerlach aus Wieren.

Eine Bilderreihe an der Westempore zeigt farbkräftig Darstellungen der Passion. Vom gleichen heimischen Künstler dürfte auch die Bemalung eines alten Beichtstuhls stammen, u. a. mit einem Bild Martin Luthers. Der Beichtstuhl wurde später als Sakristei genutzt. Hinweise auf eine frühere Bemalung der Kirche gibt es nicht. Lediglich an der Sitznische im Chorraum ist neben dem Wappen derer v. d. Knesebeck ein Gefach mit dem Erzengel Gabriel bemalt.

Die Herren v. d. Knesebeck waren hier, wie auch in Eutzen, Kirchenpatrone. 1657 wollten diese wenigstens eine der Pfarrstellen lebensfähig erhalten und betrauten den Darrigsdorfer Pfarrer zusätzlich mit der Pfarre in Eutzen. Nach 12 Jahren übernahm dann der Knesebecker Pfarrer die Stelle in Eutzen. Gutspfarren galten in früheren Jahrhunderten als schlecht dotierte Stelle, und so wird Darrigsdorf Probleme gehabt haben seine Pfarrstelle immer besetzt zu bekommen. Das führte schließlich dazu das sie von Wittingen übernommen wurde.

Die Ausmalung des einen Gefaches mit dem Erzengel Gabriel könnte ein Hinweis auf das unbekannte Patrozinium der Kirche sein. Als im Anschluss an die Außensanierung 2002/2003 die Wiedereinweihung gefeiert wurde erhielt die Kirche am 01.02.2003 den offiziellen Namen St. Gabriel. Außerdem wurde in einer Nische an der Südseite der Kirche, am 06.07.2003, eine Darstellung des Erzengel Gabriel eingeweiht. Auch diese Statue ist von Manfred Gerlach aus Wieren erstellt worden.

Holger Reiche

Darrigsdorf, im Januar 2004